In den letzten Jahren hat sich die Welt der Kosmetik stark verändert – auch für Männer. Was früher mit Wasser und Rasierwasser erledigt war, ist heute oft ein mehrstufiges Pflegeritual mit klarer Markenbindung. Manche Hersteller treten dabei fast wie Glaubensgemeinschaften auf. Produkte werden nicht einfach beworben – sie werden zelebriert. Mit Begriffen wie „Pflegeritual“, „Regenerationsprogramm“ oder „aktive Tiefenwirkung“ wird eine fast spirituelle Aura aufgebaut. Die Botschaft: Nur wer unsere Produkte nutzt, ist auf dem richtigen Weg.
Es geht nicht mehr nur um Hautpflege, sondern um Zugehörigkeit. Wer ein bestimmtes Serum verwendet, gehört zur Community. Wer nicht, hat „den Code noch nicht verstanden“. Und ganz ehrlich: Manch ein Pflegesystem wirkt so komplex, dass man sich fragt, ob man dafür eine Einweisung braucht – oder eine Weihe. Auch die Hersteller selbst inszenieren sich oft wie moderne Mentoren: visionär, ästhetisch, unantastbar. Die Marken stehen nicht nur für Qualität, sondern für einen Lebensstil. Natürlich spricht nichts gegen gute Pflege – im Gegenteil. Aber man sollte sich fragen: Geht es noch um Wirkung? Oder wird hier ein Gefühl verkauft, das mit Realität wenig zu tun hat?
Kosmetik darf gern hochwertig sein. Nur braucht Mann dafür kein Glaubensbekenntnis.